location
email
linkedin
« zurück Blog
I wie Interviews
28.09.2020

Persönliches Interview: Short stories

Prima! Sie haben ein persönliches Gespräch vor Ort beim Kunden. Nun können Sie zeigen was Sie können. Aber welche Fragen werden gestellt?

28.09.2020

Persönliches Interview: Short stories

shutterstock_1111245722_1_.jpg

Über Freestyle, SAR Dreiecksfragen und Short Stories

Prima! Sie haben ein persönliches Gespräch vor Ort beim Kunden. Nun können Sie zeigen was Sie können. Aber welche Fragen werden gestellt? Ich kann Sie beruhigen: Ein Vorstellungsgespräch ist KEINE Black Box und folgt üblicherweise einem klassischen Schema. Bereiten Sie sich deshalb gut vor!

Ich gehe davon aus, dass Sie die klassischen Themen wie Kleidung, Schmuck, Schminke, Frisur, Pünktlichkeit, Schreibutensilien, Höflichkeit, Verabschiedung etc. im Griff haben.

Hier der klassische 6-Phasen Verlauf des Vorstellungsgespräches vor Ort:

Warming up: Zu Beginn des Gesprächs wird die Beziehung zum Kandidaten aufgebaut und das Eis gebrochen.

Freestyle: Anschliessend erhält der Bewerber die Gelegenheit, über sich selbst und seine Motivation zu erzählen und seinen Werdegang vorzustellen.

SAR Dreiecksfragen: Die Erfahrungen, Verhaltenspräferenzen und die Persönlichkeit des Bewerbers wird genauer durchleuchtet.

Info und Fragen: Der Bewerber erhält Informationen zur offenen Stelle und zum Unternehmen.

Feedback: Der Bewerber wird nach seinen Eindrücken und nach offenen Punkten gefragt.

Warming down: Zum Schluss erfolgt eine freundliche Verabschiedung

Die heiklen Phasen Freestyle und SAR Dreiecke erfordern höchste Konzentration! Hier werden ganz beiläufig sensible Themen angegangen. Selbstverständlich gibt es keine Patentlösung, denn ein Bewerbungsgespräch unterscheidet sich von andern je nach Firma, Stelle und Bewerberhintergrund.

Manchmal wird der Ablauf angepasst und die Info zum Unternehmen kommt direkt nach dem Warm up. Aufgepasst: Sie wägen sich in Sicherheit und werden unachtsam, kommen ins Plaudern und gleiten vom Inhalt der Fragen ab.

FREESTYLE:

Klassische Freestyle Fragen kommen vom Interviewer harmlos daher und sind sehr offene W-Fragen: Wie, Warum, Wann….Sie können sehr offen drauf antworten. Typischerweise geht es nicht nur ums Kennenlernen. Der erste Eindruck von: Wie reden Sie, was betonen Sie, wie rasch machen Sie den Bogen fertig, wie fokussiert sind Sie, wie gut könnten Sie in die Firma und ins Team passen, wie sensibel sind Sie auf die Absichten des Interviewers.

Frage: Führen Sie mich kurz durch Ihren Lebenslauf.

Richtig: Fassen Sie Ihren Werdegang kurz und übersichtlich zusammen. Begründen Sie Berufswechsel ganz kurz. Warten Sie manchmal, ob es schon Zwischenfragen gibt.

Vorbereitung zuhause: Fassen Sie zuhause vor dem Spiegel mündlich in 1-2 min Ihren Lebenslauf zusammen.

Falsch: Bei Adam und Eva anfangen oder eine Gegenfrage stellen: „Wo soll ich anfangen?“ Gefährlich ist auch, bei Zwischenfragen vom Ziel abkommen und sich in Belanglosigkeiten verwickeln, emotional werden und vom Leben erzählen.

Frage: Was interessiert Sie an dieser Stelle?

Richtige Antwort: Gehen Sie auf das Inserat ein, erzählen Sie kurz, was Sie über die Firma schon recherchiert haben und leiten Sie eine stringente Motivation ab. Stellen Sie noch keine Fragen, sondern geben Sie den Ball dann wieder an den Interviewpartner zurück.

Vorbereitung zuhause: Stelleninserat genau studieren, Firmenhintergrund recherchieren, news zu Firma lesen und diese in Ihre Begründung einfliessen lassen.

Falsch: Flache Plattitüden wie: Ich will weiterkommen, ich will mich entwickeln, ihre Firma finde ich total spannend, ich will mehr Verantwortung, etc.

Frage: Warum sind Sie auf Stellensuche?

Richtige Antwort: Schildern Sie kurz Ihre aktuelle Situation und wie sich das für Sie anfühlt. Hier können Sie ruhig etwas persönlich werden. Es ist wichtig, dass Ihr Gegenüber Ihre Motivation nachvollziehen kann. Das darf auch emotional sein: Arbeitsweg, private Umstände, Möglichkeiten intern, Arbeitslosigkeit, etc.

Vorbereitung: Auch das können Sie zuhause vor dem Spiegel üben! 2-3 Minuten.

Falsch: Klassischer Fehler, passiert immer wieder: Nicht über Ihre aktuelle Firma, den Chef, das Team oder sonst was schimpfen. Auch wenn Sie glauben, nicht viel gesagt zu haben. Alle Zwischentöne werden genau registriert, schon wird nachgehakt und schon sagen Sie viel mehr als Sie jemals wollten.

SAR DREIECKSFRAGEN (auch als STAR Fragen bekannt): Kontern Sie mit Short Stories:

Nachdem der Interviewer einen generellen Eindruck von Ihnen bekommen hat, geht er in die Details. Diese Fragen sind von seiner Seite gut vorbereitet. Die Fragen kommen wieder flach daher, wurden aber sorgfältig gewählt und werden auf verschiedenen Ebenen ausgewertet. Die Fragen sind typsicherweise auf vergangene Situationen im Berufsleben ausgerichtet. Der Interviewer wird dann extrapolieren und Ihr Verhalten und Ihre Kompetenzen mit den Aufgaben und der Situationen in der aktuellen Firma abgleichen. Bereiten Sie deshalb unbedingt Short Stories vor!

Sie sollten 4-5 Kurzgeschichten auf Lager haben, die Sie wie Spielkarten aus dem Ärmel ziehen. Dabei sollten besondere Eigenschaften oder Fähigkeiten von Ihnen sichtbar werden. Ich höre immer wieder sehr beeindruckende Stories, die mir eine ganze Bandbreite von Eigenschaften auf verschiedenen Ebenden demonstrieren. Aber bitte immer kurz und mit Mass!

SAR Dreiecksprinzip: Die Gelegenheit für Ihre aussagekräftigen Short Stories:

Bei allen Short Stories ist am besten folgendes Dreieckschema einzuhalten. SAR (Situation, Aktion, Reaktion). Die Story beschreibt eine Situation, die Sie in der Vergangenheit bewältigt haben (Aktion) und damit ein Ergebnis (Reaktion) erreicht haben. Dreiecksfragen prüfen die weichen Faktoren wie Selbst-, Sozial- und Führungskompetenzen. Der Trick hinter den Dreiecksfragen: Es ist schwierig eigene Leistungen zu erfinden. Widersprüchliche Aussagen fallen leicht auf und lassen den Interviewer misstrauisch werden.

Bei Aktion beschreiben Sie sehr konkret welche Schritte unternommen wurden und was

der besondere eigene Beitrag für den Erfolg war. Beschrieben wird nicht, was das Team oder die Gruppe getan hat, sondern was Sie persönlich beigetragen haben. Verwenden Sie das Wort "ich", nicht "wir" bei der Beschreibung von Handlungen.

Die Short Stories im SAR Prinzip können auch gut Schwächen sein, an denen Sie gearbeitet haben und damit Selbstkompetenz demonstrieren. Oder Stärken im Umgang mit Anderen, Entscheidungsfindung, abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, Teamverhalten, Verhalten im Umgang mit verärgerten Kunden, schwierigen Chefs etc. Sie haben hier mehr in der Hand als Sie denken.

Die Gefahr ist gross, sich in Schilderungen der Ausgangslage oder des eigenen Einsatzes zu verlieren. Kommen Sie unbedingt in einer vernünftigen Zeitspanne von zwei bis drei Minuten zum Schluss, ohne dass der lnterviewpartner die Geschichte mit seinen Fragen vorantreiben muss. Sie wollen doch nicht auf bohrende Zwischenfragen warten oder?

Ihr Vorteil der SAR Dreiecks Vorbereitung mit Short Stories:
Die Stories sollten an die zukünftige Arbeitsumgebung angepasst sein. Es wäre unglücklich seine Führungskompetenzen mit tollen Stories zu demonstrieren, wenn es sich um eine Spezialisten Rolle handelt. Die vorbereiteten Stories geben Ihnen Sicherheit. Gerade eher zurückhaltende Personen blühen auf, wenn Sie vom Berufsalltag und den gemeisterten Herausforderungen berichten können. Sie können Kompetenz demonstrieren, ohne bei den klassischen Stärken-Schwächen Fragen in Verlegenheit zu geraten. Deshalb gilt: Wenn Sie nicht genau wissen, was Sie antworten können, greifen Sie auf eine Short Story zurück, die am Ehesten das Thema der Frage abdeckt. Sie können so das Gespräch auch gezielt steuern, bevor es in eine für Sie ungünstige Richtung galoppiert.

Mein Tipp: Üben macht Spass, und das nächste Vorstellungsgespräch dann umso mehr!