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K wie Karriere
28.09.2020

Verschiedene Jobangebote: Was nun

Sie sind auf Stellensuche und bewerben sich auf mehrere Stellen. Leider verlaufen die Bewerbungsprozesse nicht parallel zueinander sondern zeitlich versetzt. Sie haben bei einer Firma schon eine Einladung zum 2. Gespräch, während sich die andere nach dem ersten Telephongespräch Zeit lässt.

28.09.2020

Verschiedene Jobangebote: Was nun

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5 Tipps: Sichere Navigation durch Ihre Job Chancen

Sie sind auf Stellensuche und bewerben sich auf mehrere Stellen. Leider verlaufen die Bewerbungsprozesse nicht parallel zueinander sondern zeitlich versetzt. Sie haben bei einer Firma schon eine Einladung zum 2. Gespräch, während sich die andere nach dem ersten Telephongespräch Zeit lässt. Was tun, wenn eine Firma mit einem Vertragsangebot winkt, während Sie noch gerne die anderen Optionen wenigstens prüfen würden? Hier geraten viele Bewerber in ein Dilemma. Was soll ich wem wann sagen, wie offen soll ich sein, wie erhalte ich mir die meisten Chancen bis zum Schluss. Mit verschiedenen taktische Überlegungen wird versucht, die Schachzüge der Gegenseite vorherzusehen damit alle Chancen möglichst lange offen bleiben.

Ich habe fünf Tipps für Ihre sichere Navigation durch die verschiedenen Job Chancen:

  • Checken Sie die Fakten
  • Kommunizieren Sie
  • Vertrauen Sie
  • Prüfen Sie die Optionen
  • Entscheiden Sie

1.Checken Sie die Fakten: Schauen Sie auf den Wald, nicht auf die Bäume!Gehen Sie drei Schritte zurück. Ordnen Sie Ihre Gedanken und erstellen Sie für sich eine Liste der Kriterien, die im nächsten Job wichtig sind. Welche Erwartungen haben Sie neben den Tätigkeiten auch an die Firmenkultur, -umgebung, Vorgesetzten, Führungsstil, Team etc. Suchen Sie aktiv alle verfügbaren Informationen zusammen. Daraus ergibt sich eine Wertetabelle mit der Sie Ihre Optionen benoten können.

Wahre Geschichte: Eine Kandidatin ist schon länger auf Stellensuche und sehr kritisch in der Auswahl. Sie hat viele Kriterien, die sie gleichzeitig erfüllt sehen will. Von den zahlreichen Interviews war eines sehr vielversprechend, der Prozess aber sehr langsam. Andere Angebote wurden konkreter, sie nahm eines davon an. Schon in der Probezeit beim neuen Arbeitgeber kam dann die Wunschfirma mit dem Traumjob doch noch zu einem positiven Entschluss. Die Kandidatin kündigte in der Probezeit und nahm die „bessere“ Stelle an. Der Arbeitgeber verstand sich als 2. Wahl und war verärgert.

2. Kommunizieren Sie: Seien Sie mit allen involvierten Parteien so offen wie möglich. Halten Sie diese informiert. Adressieren Sie nur relevante Informationen an wirklich beteiligte Personen. Werden Sie bitte nicht kompliziert und zeigen Sie keine Unentschlossenheit. Bedenke: Ihr neuer Arbeitgeber ist kein Job-Coach. Und Achtung: e-mail ist KEINE Kommunikation.

Gerade erst passiert: Mein Klient, Firmeneigner und CEO, wollte nach einer längeren Selektionsrunde ein Vertragsangebot aussprechen und bat den Kandidaten um Rückruf. Der Kandidat meldete sich per email und liess ihn wissen, er hätte eine andere Stelle angenommen. Mein Klient zeigte sich irritiert und sah sich in seiner persönlichen Einschätzung des zukünftigen Mitarbeiters getäuscht. Wenigstens hätte er nochmals mit dem Kandidaten sprechen wollen.

3. Vertrauen Sie: Für den Weg in Unbekanntes brauchen wir Vertrauen. Vertrauen in unsere Fähigkeiten und Vertrauen in die Weggefährten und Partner mit denen wir auf der Reise sind. Der potentielle Arbeitgeber wird jedes Zeichen Ihrer Transparenz sensibel registrieren und in seinen Wertekatalog eintragen. Hier können Sie mit Offenheit punkten. Lassen Sie dabei auch Privates und Persönliches zu. So kann Ihr Gegenüber Ihre Überlegungen nachvollziehen und sich in Ihre Lage versetzen. Sie wirken dadurch transparent, sympathisch und vertrauenswürdig.

Eine Erinnerung: Mir ist unvergessen wie ein junger Mann im letzten Interview zu seiner zukünftigen Vorgesetzten sagt: „Darf ich Ihnen noch was sagen?“ Sie spitzt die Ohren: „Ja bitte?“ „Ich lebe mit meinem Partner zusammen“, sagt der Kandidat. Sie lächelt und meint: „Das ist doch schön!“ Der Herr ist erleichtert. Er wollte diese für ihn wichtige Information seiner zukünftigen Chefin nicht vorenthalten. Falls diese ein Problem mit seiner sexuellen Orientierung hätte und die Arbeitsbeziehung dann belastet wäre. Seine zukünftige Chefin war gerührt.

4. Überschätzen Sie sich nicht: Nicht alle Möglichkeiten stehen Ihnen mit gleicher Wahrscheinlichkeit zur Verfügung. Sie haben Ihre Varianten aufgelistet und gehen davon aus, dass Sie die Qual der Wahl hätten. Das ist meist ein Trugschluss: Sie werden nie genügend Information für die Sicherheit haben, dass das gewünschte Ereignis wirklich eintritt. Deshalb: Halten Sie sich alle Optionen so lange wie möglich offen. Sie werden erfahren, dass sich als sicher beurteilte Jobchancen vom einem Tag auf den anderen in Luft auflösen. Die Realität hält sich nicht an Wahrscheinlichkeiten.

Eine Geschichte dazu: Ein Kandidat über 50 ist arbeitslos und schon länger auf Stellensuche. Er kapriziert sich auf sehr ausgewählte Stellen und bewirbt sich äusserst pointiert. Laufend tauchen neue Gründe auf, warum ein Jobangebot doch nicht so interessant ist wie vermutet. Eine sehr spannende Stelle scheint konkret zu werden. Er zieht sich daraufhin aus mehreren anderen Bewerbungsprozessen aktiv zurück. Dies, ohne ein konkretes Angebot der gewünschten Stelle erhalten zu haben. Diese Traumstelle löst sich wegen Investitionsproblemen auf, der Kandidat bleibt länger arbeitslos und kann die verlorenen Fäden nicht wieder aufnehmen.

5. Entscheiden Sie: Sie haben nun die Vertragsunterlagen auf dem Tisch, mit allen Details zu Lohn, Ferien, PK und Bonus. Sie merken, dass ein Entscheid ansteht und doch zögern Sie. Sie rutschen auf Punkt 1 und blicken in Ihre Wertetabelle. Sie brauchen noch Zeit? Kein Problem, kommunizieren Sie. Entscheiden heisst auch immer, andere Möglichkeiten definitiv auszuschliessen. Einen Weg einzuschlagen und damit die anderen Wege bis auf weiteres nicht gehen zu können.

In der Personalselektion gilt die Fähigkeit „Entscheide treffen können“ und „Entschlussfreudigkeit“ als gesuchtes Management Kriterium. Ein Graus für einen Chef zu arbeiten, der nicht entscheiden kann!

Oder um es mit Harry Potter zu sagen:

Viel mehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheide, die zeigen wer wir wirklich sind.